Kaum eine andere Schriftstellerin hat die Gemüter je so polarisiert wie Elfriede Jelinek. Kaum eine andere Künstlerin erfährt so viel öffentliche Wahrnehmung wie sie, über kaum eine andere wird mehr geforscht und geschrieben. Kaum eine wurde so beschimpft und beleidigt, verehrt und gewürdigt.
„Wunderkind, Skandalautorin, Vaterlandsverräterin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Sprachterroristin, Rebellin, Enfant terrible, Nestbeschmutzerin, geniale, verletzliche Künstlerin“.
Seit den 1960er Jahren hat die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ein komplexes, vielschichtiges und mit sämtlichen Auszeichnungen der Literatur- und Theaterwelt gewürdigtes Werk geschaffen. Ausgehend von ihrer Biografie taucht der Film in die österreichische Nachkriegsgeschichte ein, die von Verdrängung und Opfermythos geprägt ist. Jelinek spricht Dinge aus, die einer Frau nach wie vor nicht zugestanden werden. Gleichzeitig macht sie die Ambivalenz der Verhältnisse sichtbar, in der es nie eindeutige Opfer- oder Täterbilder gibt. Elfriede Jelinek war und ist eine Vorkämpferin und radikale öffentliche Stimme, die es immer wieder riskiert hat, nicht geliebt zu werden. Claudia Müllers Dokumentarfilm ist ein vielschichtiges, assoziatives und sinnliches Filmportrait, das Widersprüche umarmt und Jelineks kreativen Umgang mit der Sprache in den Mittelpunkt stellt.
Die visuelle Sprache dieses komplexen Films, der sich aus einem Bergwerk von Archivmaterial und Found Footage bedient, ist zum einen ein zeithistorischen Portrait, gleichzeitig werden die literarischen Schauplätze von Jelineks Romanen und Dramen zur Projektionsfläche für Textcollagen aus Werken die über 50 Jahre hinweg entstanden sind. Die öffentlichkeitsscheue Künstlerin, die bis zur Verleihung des Nobelpreises in zahlreichen Interviews Auskunft über sich und ihr Werk gegeben hat, ist in diesem Film durchgehend präsent. Auch durch ein neu-aufgezeichnetes Gespräch, das die Regisseurin im Sommer 2021 mit ihr führen konnte. Der Film ist kein Rückblick sondern ein Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft, den die visionäre Künstlerin in ihren Texten immer wieder öffnet. Er macht Jelineks Gedankenströme nachvollziehbar und sichtbar.
Freigegeben ab 12 Jahren. (Die Begleitung eines Erwachsenen verringert die Altersgrenze nicht.)
– SWR
– artechock
– RAY Filmmagazin
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